Am 26. März 1909 trafen sich fünfzig Landwirte aus Lankenau, Rablinghausen, Seehausen, Strom, Hasenbüren und Huchting in der "Gaststätte Wähmann" in Lankenau, um den Landwirtschaftlichen Verein Niedervieland Rablinghausen – Lankenau zu gründen. Die Vereinsatzung legte als Ziel die Hebung der Landwirtschaft im Raum Niedervieland fest.
Für die beigetretenen Landwirte war der Verein auf verschiedenste Art und Weise nützlich. Auf den Versammlungen wurden aktuelle Themen, wie z.B. der Einsatz technischer Geräte oder Düngemittel, diskutiert und schon damals Fachvorträge von Experten organisiert. Weiterhin boten die ab 1910 abgehaltenen, regelmäßigen Tierschauen Gelegenheit die züchterischen Erfolge zu messen oder das ein oder andere Geschäft zu tätigen. Auch der gesellige Teil kam auf Frühlings- und Winterfesten nicht zu kurz.
Auf der Tierschau 1910 wurden folgende Tiere ausgestellt:
Natürlich war der anschließende Tierschauball auch damals schon ein gesellschaftliches Großereignis, bei dem Mitglieder und Gäste ausgiebig feierten und tanzten.
In der Zeit zwischen dem Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkrieges ruhte das Vereinsleben gänzlich. Erst am 28. Februar 1946 nahm ein provisorischer Vorstand die Arbeit wieder auf und wurde kurz darauf von der Militärregierung offiziell zugelassen. Noch im selben Jahr wurde wieder eine Tierschau abgehalten.
Nachdem sich die Lage nach dem Krieg langsam normalisierte, hielten ständig neue Errungenschaften Einzug in die Landwirtschaft. Chemische Düngemittel wurden immer erschwinglicher, Grabenreinigungs-Maschinen erleichterten die schwere Lotarbeit und nicht zuletzt halfen Traktoren und Melkmaschinen, die täglichen Arbeiten schneller und effektiver zu erledigen. Auch in der Tierzucht wurden Neuerungen immer schneller umgesetzt, was den Niedervieländer Tierschauen stets zu Gute kam.
Leider hatte der Fortschritt für das Niedervieland nicht nur gute Seiten. So wurde durch den Bau des Neustädter Hafens das Dorf Lankenau komplett vernichtet, was einen großen Mitgliederverlust für den Verein bedeutete. Dieser Einschnitt hatte auch zur Folge, dass der Vereinsname in "Landwirtschaftlicher Verein für das Niedervieland" geändert und der Sitz nach Strom verlegt wurde.
Nicht nur der Flächenraub, sondern auch die Intensivierung der Landwirtschaft führte dazu, dass nicht nur die Anzahl der aktiven Landwirte zurückging, sondern auch die Vielfalt der Arten auf den Tierschauen, da die Haltung und Zucht vieler verschiedener Tierarten nicht mehr wirtschaftlich war. Im Focus der Tierschauen der siebziger und achtziger Jahre standen somit überwiegend nur noch Rinder und Pferde. Leider verhinderten auch im zunehmenden Maße Tierseuchen, wie z.B. die Maul- und Klauenseuche, das Ausrichten von Tierschauen.
Als segensreich für den Verein hat sich die Erweiterung des Begriffs "Niedervieland" herausgestellt. Da die Meldezahlen für die Tierschauen immer weiter zurückgingen, wurden Kontakte zur niedersächsischen Gemeinde Hasbergen aufgenommen. Die Hasberger waren nicht nur bereit, Tiere zu den Schauen zu bringen, um diese attraktiver und wirtschaftlicher zu machen, sondern sie sind seit damals (1974) auch aktiv im Verein und im Vorstand tätig.
Neben dem Reit- und Fahrclub Niedervieland, der schon lange an Veranstaltungen des Vereins teilnimmt, ist seit der Tierschau 1987 der Musikzug aus Stöttwang ein gerngesehener Gast und stets ein "Highlight" auf der Tierschau oder Festen des Vereins. Seit dem ersten bayrischen Tierschauball 1987 fanden viele beiderseitige Besuche statt und aus der Vereinsfreundschaft sind nicht wenige private Freundschaften erwachsen.
Aufgrund der ständig sinkenden Zahl der aktiven Landwirte im Niedervieland sind Tierschauen im traditionellen Sinn heutzutage kaum mehr durchführbar. Die letzte "richtige" Tierschau wurde 1992 organisiert. Die Hebung der Landwirtschaft, wie sie in der Satzung festgeschrieben ist, ist durch Tierschauen nicht mehr zu erreichen.
Der Landwirtschaftliche Verein Niedervieland hat sich vielmehr zu einer Interessenvertretung der Landwirte und der Bevölkerung im ländlichen Raum entwickelt und engagiert sich in verschiedensten Bereichen, die das Niedervieland betreffen, wie z.B. bei der landwirtschaftlich verträglichen Anpassung der NATURA-2000-Richtlinie.
Für das gesellige Vereinsleben sorgen regelmäßige Tagesausflüge sowie, in unregelmäßigen Abständen Vereinsfeste, die stets gut geplant und durchgeführt, das Sozialleben der Dörfer bereichern.
Das Ziel des Vorstandes und der ca. 120 Mitglieder für die kommenden Jahre ist es, den Verein an die sich ständig ändernden Bedingungen bestmöglich anzupassen und seine Tradition für die Nachwelt zu erhalten.
Bernd Rose
im April 2009